Anlässlich des 80. Jahrestages des “Anschlusses” Österreichs an das Dritte Reich wurde im Zeichen der Erinnerungskultur ein kreatives Übersetzungsprojekt durchgeführt, das sich mit Ernst Jandls Gedicht “wien: heldenplatz” befasste.
wien : heldenplatz
der glanze heldenplatz zirka
versaggerte in maschenhaftem männchenmeere
drunter auch frauen die ans maskelknie
zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick
und brüllzten wesentlich.
verwogener stirnscheitelunterschwang
nach nöten nördlich, kechelte
mit zu-nummernder aufs bluten feilzer stimme
hinsensend sämmertliche eigenwäscher.
pirsch!
döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz
mit hünig sprenkem stimmstummel.
balzerig würmelte es im männechensee
und den weibern ward so pfingstig ums heil
zumahn: wenn ein knie-ender sie hirschelte.
(www.lyrikline.org/de/gedichte/wien-heldenplatz-1229)
Im März 2018 wagten sich Studenten der deutschen Philologie (bei Martina Kienberger) gemeinsam mit Übersetzungsstudenten (bei Belén Santana López) in Gruppen an die herausfordernde Aufgabe, Jandls Gedicht zum ersten Mal ins Spanische zu übertragen.
Am 12. März, dem Tag des “Anschlusses”, fand an der Philologischen Fakultät eine Gedenkveranstaltung statt, in deren Rahmen die studentischen Übersetzungen präsentiert wurden. Als besonderer Gast sprach Karin Kosina, Leiterin des österreichischen Kulturforums in Madrid, über Kulturarbeit und die Bedeutung des Erinnerns. Juan Manuel Martín Martín stellte anschließend das Konzept der Erinnerungsorte und Formen von kommunikativem und kulturellem Gedächtnis vor. Zuletzt wurden die Beiträge der Studenten präsentiert und die Version prämiert, die die Jury, bestehend aus den Professorinnen Renate Anschütz, Nely Iglesias Iglesias, Silvia Roiss, Judith Schnettler, Goedele de Sterck y Petra Zimmermann am meisten überzeugen konnte. Die Studenten der Gruppe 2 (siehe unten) durften sich über Buchpreise, zur Verfügung gestellt vom österreichischen Kulturforum, freuen.
Mehr Veranstaltungsfotos auf: www.facebook.com/pg/Estudios-Alemanes-100919953981/photos/?tab=album&album_id=10156366944033982
In der Zeitschrift mAGAzin wurde ein Artikel über das Projekt veröffentlicht: Nuevas voces para el recuerdo – Literarisches Übersetzen als interdisziplinäres Projekt (2018)
Hier können unsere Jandl-Übersetzungen nachgelesen werden:
Gruppe 1:
Anna Davydova, Elena Bermúdez de Castro Martínez, Elena Hernández Benito, Celia Hernández Pérez, Julia Crisolino Iglesias
Gruppe 2:
Verónica Parra Alonso, Sergio Barbeitos Esteban, Anastasiya Warkot, Ana Isabel López, Mar Sánchez Pulido
Gruppe 3:
Julia Carlos Ramos, Naomi Hermo Folgado, David Jiménez Urbán, Oscar Ndikubwayo, Irene González García
Gruppe 4:
Ángel García, Alba Ortigosa, Alejandro Ureña, Diego Parada, Jorge Ollero